Wien (OTS) - „Die Wirtschaft muss die Lehrstellenlücke schließen, nicht schön reden“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl. Die Wirtschaftskammer Österreich jubelte kurz nach Neujahr über etwas mehr als 1.000 neue Lehrstellen in Österreich, übersah aber, dass die Lehrstellenlücke viel größer ist. Das zeigt jetzt eine AK-Analyse: Zu Jahresanfang fehlten rund 16.300 Lehrstellen in den Betrieben – in manchen Bereichen gibt es fast überhaupt keine Lehrlinge, zum Beispiel in Wien nur zwölf für E-Commerce-Kaufleute! „Da müssen die Unternehmen einfach Lehrstellen schaffen“, sagt Anderl. Gleichzeitig sei weiter ausreichende Finanzierung der überbetrieblichen Lehrausbildung wichtig. Immerhin gilt für Jugendliche unter 18 die Ausbildungspflicht.
Von 2008 bis 2016 ging die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr in einem Betrieb stark zurück – von österreichweit knapp 40.000 auf knapp 28.000. Jetzt sind rund 31.000 Lehrlinge im ersten Lehrjahr in einem Betrieb. Anderl: „Der Zuwachs an neuen Lehrstellen ist viel zu gering.“ Denn insgesamt sind österreichweit 21.300 Jugendliche auf Lehrstellensuche, denen derzeit nur knapp 5.000 als offen gemeldete Lehrstellen gegenüberstehen.
Die 21.300 Jugendlichen auf Lehrstellensuche sind in der überbetrieblichen Lehrausbildung, in kurzfristigen Schulungen oder einfach als suchend gemeldet. Anderl: „Ohne die überbetriebliche Lehrausbildung würden tausende Jugendliche ohne Ausbildungsangebot auf der Straße stehen. Deshalb muss sie auch weiter ausreichend finanziert werden.“
Jungen WienerInnen beispielsweise nütze es auch nichts, wenn sie MechatronikerIn lernen wollen, es aber nur freie Lehrstellen im Tiroler Gastgewerbe gibt, so Anderl. Sie verlangt von den Unternehmen, „dass sie wirklich mehr Lehrstellen schaffen“; besonders in Wien, wo knapp 8.500 Jugendliche keine Lehrstelle in einem Betrieb haben.
Auch in den weiterführenden Schulen müssten intensive Anstrengungen unternommen werden, um einen vorzeitigen Abbruch zu verhindern, verlangt Anderl. Vor allem in den technischen und kaufmännischen Schulen sind in den ersten Klassen weit mehr SchülerInnen als in den Abschlussklassen. Anderl: „Um alle Schülerinnen und Schüler an der Schule vom Anfang bis zum Abschluss zu behalten, brauchen die Schulen mehr Klassenräume, Lehrerinnen und Lehrer.“
HINWEIS: Informationsmesse „Ausbildung bis 18“ für Jugendliche, Eltern und LehrerInnen, Montag, 18.2.2019, 14:00 bis 19:00 Uhr im Catamaran – Seminar- und Veranstaltungszentrum, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1; Eintritt frei! 16:00 Uhr Rundgang AK Präsidentin Anderl, ÖGB Vizepräsidentin Schumann, Bildungsdirektor Himmer, Sozialministeriumservice Schmon
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